Mittwoch, 8. Februar 2012
eine kleine fantasy-spinnerei für zwischendurch ;-)
SCHLÜSSEL

Ich stehe vor der geheimen Tür. Ich habe den Schlüssel in der Hand, und jetzt ist die Zeit gekommen, ihn zu benutzen. Also schließe ich die Tür auf. Sie öffnet sich langsam, und ein gleißend helles Licht scheint mir entgegen. In den ersten Sekunden sehe ich nichts, bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben. Wie aus einem Nebel taucht plötzlich eine Landschaft vor mir auf. Sie strahlt eine merkwürdige, magische Ruhe aus, und gleichzeitig scheint das Leben in ihr zu pulsieren. Eine zerstörerische Kraft scheint einst auf diese Landschaft eingewirkt zu haben. Aus Erdreich bestehende, mit Gras bewachsene Brocken schweben in der Luft, und von manchen fällt ein glasklares Rinnsal wie ein Wasserfall hinab, der sich im Nichts auflöst. Seltsame Pflanzen blühen auf der Hauptebene, und leuchten in allen erdenklichen Farben. Sie werden von winzigen, kolibriähnlichen Wesen besucht. Ich kenne diese Wesen, habe einst in einem Buch darüber gelesen: Elfendrachlinge, die winzige Feuerbälle spucken und damit, sowie den Blütenpollen, die sie enthalten, die Pflanzen bestäuben. Ich hatte nie geglaubt, dass es sie wirklich gibt. Im Hintergrund dieser bezaubernden Landschaft kann ich die Silhouette einer hoch gen Himmel gebauten Burg erkennen, von der ein dunkles Leuchten ausgeht. Ich setze mich auf einen Stein am Wegesrand, der vom lilafarbenen Gras umwachsen wird, und nun fallen mir zum ersten mal die Bäume auf. Sie sind durchsichtig, scheinen gänzlich aus Glas zu bestehen und brechen das Licht in einer Kaskade von Regenbögen. Hier möchte ich verweilen, denke ich, ehe ich in einen tiefen Schlaf falle.

(c) glasgarten 2011